Berichte der Literaturgruppen
Sand X
George Sand, Francois, das Findelkind, 1848
Die Autorin, unsere kluge George, beginnt den Roman mit einer einleitenden Retrospektive.
Auf einem Spaziergang führen die Ich-Erzählerin und ihr philosophierender Begleiter ein Gespräch über den Zusammenhang von Kunst und dem Naturschönen. Der Philosoph macht darauf aufmerksam, dass Kunst z.T. starke Gefühle auslöst, die erhaben sein können und allen Menschen zugänglich seien. Die beiden einigen sich, dass die Kunst aus dem Naturschönen abgeleitet ist und keine Klassenschranken kennt. Dies beweise die sog. Volkskunst wie z.B. die Schäferdichtung, die sich aus dem Ursprung unseres Schaffens und der Verfeinerung unserer Sinneswahrnehmung entwickelte. Der Philosoph nimmt Bezug auf Georges Werk „Jeanne“, in dem die Hauptfigur trotz ihrer Unbildung und ihres Aberglaubens das Geheimnis des Schönen, Edlen in sich trägt. Soll ein literarisches Werk überzeugen, muss es sowohl den gebildeten wie auch dem einfachen Menschen gefallen. Diesen Forderungen müsse auch das anstehende Werk „Das Findelkind“ gerecht werden, das sich aus der Tradition der Volkserzählungen herleitet.
Jetzt geht´s los!
Der Leser begegnet zum ersten Mal dem 6jährigen, wortkargen Findelkind am Dorfbrunnen. Mit uns erblickt auch die mit einem Müller verheiratete Madeleine Blanchet den kleinen Jungen, der scheinbar in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist.
Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther
Berlin 2014
Erneut beschäftigten wir uns im Literaturkreis mit der unrühmlichen deutschen Vergangenheit. Diesmal aus der Sicht einer Deutsch-Ukrainerin. Wieder hatten wir es mit einem „Recherche-Roman“ zu tun, in dem eine deutsch-jüdische Familiengeschichte beleuchtet wird.
Die Autorin und Ich-Erzählerin Katja Petrowskaja verleiht ihrem Werk eine journalistische Form, die auch ihrer bisherigen Tätigkeit entspricht. Durch Zufall stößt sie auf die Tatsache, dass ihre Vorfahren größtenteils jüdischer Herkunft waren und sie begibt sich auf die Suche nach vertiefenden Informationen.