George Sand
Anmerkungen zu: George Sand, Geschichte meines Lebens, Auswahl, Hg. Renate Wiggershaus, Frankfurt 1978
Bibliographische Hinweise
George Sand begann mit der Niederschrift ihrer Lebenserinnerungen im Jahre 1848.
Sie, die „Muse der Revolution“, war aber zu sehr mit den politischen Umwälzungen verbunden, dass sie zunächst die Arbeit an ihrem Werk unterbrach. 1849 arbeitete sie an ihrer Autobiographie weiter. Obwohl sie längst nicht alle privaten Geheimnisse preisgab, war die Biographie auf 10 Bände angelegt. Als Workaholic widmete sie sich zwar regelmäßig ihrem Werk, kümmerte sich gleichzeitig auch um Gutsverwaltung, Familienangelegenheiten, andere schriftstellerischen Werke und um ihre politischen Freunde, so dass das 1600 Druckseiten umfassende Werk erst 1854 erscheinen konnte und 1855 ins Deutsche übertragen wurde.
Für die heutigen Leser mutet eine so umfangreiche Autobiographie einer 44- bis 51 Jährigen vielleicht etwas vermessen an, aber man darf schließlich nicht vergessen, dass damals die Menschen auch immer ein kurzfristiges Ableben mit in Betracht ziehen mussten. Hinzu kam, dass die Autorin sich aufgrund ihrer Freigiebigkeit und der viele Gesellschaften, die sie gab, in ziemlichen Geldnöten befand. Außerdem hatte die Erfolgsautorin dieTrennung von Chopin, dessen Tod und die z. T. heftigen Auseinandersetzungen mit ihrer Tochter Solange zu verkraften.
Da auch für unseren Literaturkreis der Umfang der Originalbiographie nicht zu bewältigen ist, haben wir uns mit einer verkürzten Fassung begnügt. Dies erscheint auch deshalb gerechtfertigt, weil ja eine Biographie dem Leben folgt und nicht wie im Roman einer themenorientierten Handlungslogik.
Jahrtausendelang eine unzulässige Frage:
Kann aus einer Frau ein Mann werden?
Obamas Verehrerinnen singen im Countertenor: Yes, she can!
Die Literaturkreisteilnehmerinnen ahnen schon von wem die Rede sein wird: von Aurora Dupin, besser bekannt als George Sand.
Die emanzipiert Verworfene wurde am 1.7.1804 geboren und barg in sich ein genetisches Feuerwerk. Die männlichen Vorfahren waren u.a. August der Starke und dessen Sohn Moritz von Sachsen, eine Miniaturausgabe des liebestollen August, des Kurfürsten von Sachsen und König der desorientierten Polen. Die männlichen Vorfahren waren fehltretende Aristokraten, die weiblichen begehrenswerte und sich hingebende Kurtisanen und Mätressen. Aurora wäre heute ein Lieblingsobjekt soziologischer, genetischer und epigenetischer Forschung.
Auroras Vater war der Schwerenöter Maurice Dupin, der Gefallen an der Geliebten seines Generals fand und diese Tochter eines Vogelhändlers, kurz vor Auroras Erscheinen ehelichte. Maurices Eltern wollten die Verbindung eigentlich verhindern, aber dann läuten einen Monat vor der Geburt doch ganz dezent die Hochzeitsglocken. Begeistert beschreibt George Sand in ihrer Biographie die Begleitmusik ihrer Geburt: „Ihre Geburt war von Musik und Rosenrot umgeben. – „Sie wird glücklich sein!“ rief ihre Tante. – (S.48).
Das Paar lebte auf dem Gut der Dupins, und dort hatte die Großmutter das Sagen. Sie nahm Aurora unter ihre Fuchtel, in ihrer kühlen, ernsten, würdevollen und fürsorglichen Art. Die Mutter nahm Reißaus und lebte fortan in Paris. Das war für den Vater kein Problem, denn er folgte brav seinem Kaiser Napoleon ins Ausland und starb, als Aurora noch keine 4 Jahre alt war, nach einem Sturz vom Pferd.
Aurora litt sehr unter der Trennung von der Mutter und schrieb ihr als 8Jährige folgenden Brief: „Wie leid es mir tut. Dir nicht mehr Lebewohl sagen zu können! Du siehst, welchen Kummer es mir macht. Dich wieder hergeben zu müssen. Adieu. Denk an mich und sei sicher, dass ich Dich nicht vergessen werde.“ (George Sand, Briefe, München 2003, S.3). In Nohant wird Aurora von ihrem Lehrer sehr freizügig und wie ein Junge erzogen. Die Großmutter wünscht aber doch eher eine standesgemäße Erziehung und steckt die 14Jährige in eine Klosterschule, in der sich Aurora als wissbegierig, aber auch sehr widersetzlich zeigt.
Als die Großmutter schwer erkrankt, kehrt Aurora nach Nohant zurück und pflegt sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1821. So wird die Minderjährige Alleinerbin eines ansehnlichen Besitzes. Die Mutter holt die Tochter nach Paris. Doch dort gibt es z.T. heftige Auseinandersetzungen zwischen den Beiden. Aurora will eine Veränderung, macht Verwandtenbesuche und lernt den halbwegs gut situierten Casimir Dupevant kennen. Dem fällt, als er die aparte 17Jährige erschaut, nichts Besseres ein, als sogleich um ihre Hand anzuhalten. Die Mutter ist nicht einverstanden, aber Aurora will sich aus den Fängen der Mama befreien und setzt ihren Willen, den Charmeur zu heiraten, durch, obwohl sie den Antragsteller gar nicht liebt. So behauptet es George jedenfalls selbst in ihrer Autobiographie. Diese Aussage spiegelt aber wohl nicht ganz die damalige Realität wider. Schreibt sie doch 4 Monate nach der Eheschließung an eine Schulfreundin: „ Welch unerschöpfliche Quelle des Glücks, dem zu gehorchen, den man liebt“ (Casimir Carrère, George Sand als Liebende und Geliebte, Düsseldorf 1970, S. 17). Ein weiteres Indiz für eine Liebesheirat ist auch die Tatsache, dass sie ihre Briefe im ersten Ehejahr häufig mit „die beiden Casimir“ unterzeichnet und somit ihre Identifizierung mit ihrem Ehemann zum Ausdruck bringt.
Ein Jahr nach der wenig aufwendigen Heirat gebiert Aurora ihren Erstling Maurice (Eine Huldigung für den Urgroßvater „Moritz von Sachsen). Aurora ist als Mutter halbwegs glücklich, aber Casimir erweist sich als Schwernöter, ist spielsüchtig und ein Trunkenbold. Ihr Kommentar: „Die Ehe ist nur vor der Hochzeit angenehm“ (André Maurois, Das Leben der George Sand, München 1977, S.66). Da Casimir Aurora als kühl und abweisend empfindet, leistet er sich Luxus und Vergnügen mit verschiedenen Geliebten. Die Interessen der Eheleute können nicht gegensätzlicher sein, da sich Aurora hauptsächlich für Musik, Kunst Literatur und Philosophie begeistert. Sie reist viel und hält sich oft längere Zeit in Paris auf. Heimatliebe entdeckt sie erst wieder, als ihr Jugendfreund Stéphane, der überaus gebildet und naturwissenschaftlich interessiert ist, 1827 nach Nohant zurückkehrt. Die kleinstädtische Klatschpropaganda spricht von einem Liebespaar und die Gerüchte erhalten neue Nahrung, als 1828 ihr zweites Kind, die Tochter Solange, geboren wird. Neben Stéphane ist aber auch der Hauslehrer Maurice Jean Beaucviran ein hoch gehandelter Kandidat, die Rechtgläubigen setzten aber auf Ehemann Casimir. Zudem wird auch noch die so genannte „Bruderliebe“ RA Aurèlien de Sèze genannt.
Völlig aus den Fugen gerät Auroras Gefühlswelt erst, als sie den feinsinnigen Literaten Jules Sandeau 1830 in Paris kennen lernt. Die Dämme brechen endgültig, als Aurora durch einen Zufall das Testament ihres Ehemannes Casimir in die Hände fällt. Dies ist voller Hasstiraden gegen seine Ehefrau. Aurora verlangt daraufhin ihre Freiheit, eine Pension und das Recht, fortan nach Belieben in Paris zu wohnen. Der verschwenderische Schürzenjäger willigt widerwillig ein und die Noch-Aurora zieht mit den Kindern nach Paris und gründet eine Hausgemeinschaft mit ihrem zart-fühlenden Geliebten Jules Sandeau. Die Verliebten schreiben gemeinsam einen Roman, der unter dem Pseudonym „G. Sand“ erscheint. Trotz aller Verpflichtungen und erster Missstimmungen in der Liebesbeziehung schafft es Aurora, eigenständig den Roman „Indiana“ zu schreiben. Mit Jules einigt sie sich, diesen unter einem leicht abgewandelten Pseudonym George Sand zu veröffentlichen. Der Roman weist starke autobiographische Züge auf und kann durchaus als eines der ersten Werke der Frauenemanzipation angesehen werden. Er wird ein großer Publikumserfolg und macht die Autorin schlagartig berühmt. Das wiederum ruft bei Jules Neid und Eifersucht hervor und auch Aurora-George entdeckt immer mehr Charaktermängel bei ihrem empfindsamen Geliebten.
Ihr Selbstbewusstsein ist jetzt so ausgeprägt, dass sie ihrer Mutter am 31.05.1831 einen aussagekräftigen Brief schreiben kann: … „Für mich, meine Mutter, ist die Handlungs- und Gedankenfreiheit das höchste Gut, wenn sich damit die Fürsorge für die Familie vereinbaren lässt, dann ist das unendlich angenehm, aber wo ist das schon so? (Briefe S.61)… Danach kritisiert sie ihre Mutter: „ Sie unterstellen mir Vergnügungssucht, behaupten, ich hätte ständig Ablenkung und Zerstreuung nötig…
All das liegt mir“ (S.62) und über ihre Ehe schreibt sie ironisch: „ Tatsache ist, dass mein Mann tut, was der will; dass er eine Geliebte hat oder nicht, je nach Zeit, dass er Muskatellerwein oder klares Wasser trinkt, je nach Durst, dass er sparsam oder verschwenderisch ist, je nach Laune …“ (S.63). Aurora-George will einen Schlussstrich ziehen: Befreit von Ehemann und Mutter, aber auch von dem Geliebten Jules, der doch gehofft hatte, mit ihr eine Familie gründen zu können (Maurois S.107).
Auch Sandeau konnte Georges Liebesbedürfnisse nicht befriedigen. Während der Beziehung litt George unter Frigidität, die auch nach der Trennung anhielt. Als Folge seines Neides und seiner Eifersucht fühlt sich Jules umgekehrt nicht genügend bewundert und umworben. Angeblich will sie wegen seiner Hilfe bei ihrer Freiheitssuche eine große Abschiedszeremonie für ihn veranstalten. Jules soll nach Italien reisen und George wird ihm in Männerkleidung folgen. Sandeau aber bleibt in Paris und die verquere Aurora-George macht mit ihrem etwas langweiligen und wehleidigen, um 7 Jahre jüngeren Geliebten Schluss.
Wenige Monate später befreundet sie sich mit der berühmt-berüchtigten Schauspielerin Marie Dorval. Die Beziehung überdauert mehrere Jahre, also länger als ihre meisten Männerfreundschaften. Die Verbindung mutet so intensiv an, dass die Klatsch-Armada ihnen eine lesbische Beziehung unterstellt. Jedenfalls ist der Geliebte der Schauspielerin so eifersüchtig, dass er sich nur so die gegenseitige Zuneigung der beiden Berühmtheiten erklären kann.
Ebenfalls im Jahre 1833 erscheint ihr zweiter Roman „Lélia“, der eine heftige Diskussion auslöst, da dieser wie ein Manifest weiblicher Liebesbedürftigkeit erscheint. Viele Liebesszenen des Romans verdankt sie allerdings den Erzählungen der leidenschaftlichen und mitteilsamen Marie.
Kurz vor Veröffentlchung dieses Roman lernt George den romantischen, 23jährigen „Shooting-Star“ Alfred de Musset kennen und lieben. Die Beziehung wird derart Shakespeare`sche Dimensionen annehmen, dass ich dieses Liebesdrama später ausführlicher darstellen möchte. Musset schreibt über diese Beziehung den autobiographischen Roman „ Bekenntnisse eines Kindes seiner Zeit“, den er ein Jahr nach der endgültigen Beendigung der Affäre 1836 erstmals veröffentlicht und dann 1840, 1850 und 1852 nochmals überarbeitet. George Sand schreibt ihre Sicht erst nach dem Tod Mussets nieder und veröffentlicht den Roman „Sie und Er“ 1859.
Jedenfalls, will sich die Erfolgsautorin nach diesem großen Abenteuer nur noch der „unvollkommenen Liebe“ hingeben (André Maurois, S.191). Zudem erwirkt sie 1836 die endgültige Scheidung von Casimir.
Um sich von den Strapazen zu erholen, reist sie mit ihren Kindern in die Schweiz und begegnet dort Franz Liszt und dessen Geliebte Marie d´Agoult. Später trifft man sich öfters bei George in Nohant, wo sich u.a. auch Balzac häufig einfindet und der Sand ein kluger Lebensberater wird. 1837 stirbt George halbwegs geliebte Mutter und ebenfalls in diesem Jahr begegnet sie Fréderic Chopin, mit dem sie eine ritterlich-erotische Beziehung beginnt, obwohl sie noch kurz zuvor der hinterhältigen Brieffreundin Marie d Ágoult erklärt hatte: „ Die berühmten Männer stehen mir bis obenhin.“ (Maurois S. 220). Diese Aussage gilt allerdings nur mit Einschränkungen, denn sie liebte durchaus auch berühmte Männer, aber nur unter der Bedingung, dass diese sich von ihr beherrschen ließen. Diese dominant–mütterliche Rolle spielt sie häufig in den nächsten 30 Jahren. Chopin wiederum war zunächst von ihrem mannhaften Auftreten gar nicht begeistert. Doch George wusste, wie man Männer betören und für sich einnehmen kann.
Insofern ist Chopin genau der Richtige. Er sehnt sich fern von Polen nach der „Süße mütterlicher Liebe“ (Maurois S. 257). Das Klavierwunder ist völlig alltagsuntauglich, höchst sensibel und kränklich. Der Pianist und Komponist sagt ganz offen:
„Wenn jemand wünschte, mich am Gängelband zu führen, wäre ich sehr zufrieden“ (Maurois S. 257). George Sand spielt gerne die mütterliche Krankenpflegerin. Da die Lästermäuler in Paris erneut Hochkonjunktur haben, Chopin wegen seiner Lungentuberkulose unter dem kalten Klima leidet und auch Georges Sohn Maurice kränkelt, reist George mit Chopin und den Kindern im Winter 1838/39 nach Mallorca, obwohl weder Klima noch Lebensumstände auf der Insel sich als günstig erweisen sollten.
Trotzdem bringt der Komponist während dieser Zeit einige seiner schönsten Werke zustande. Dies ist auch kein Wunder, da dem Meister zuvor die Wonnen der Liebe unbekannt waren, und ihm vom Arzt obendrein wegen seiner Erkrankung vollkommene Enthaltsamkeit verordnet wurde, verleiht ihm die mütterlich-romantische Beziehung zu George gelegentlich viel Energie. Außer platonisch starke Liebesgefühle kannte vor der Beziehung mit George Chopin kein bewegendes erotisches Verlangen. Zwar verliebte er sich 1835 in Maria Wodzinski, die sogar eine Vermählung in Betracht zog, aber sich schnell von ihrem Vater abraten ließ. Sehr intensiv war dagegen die Liebe zu seinem Schulfreund Titus, die lebenslang andauerte. Nach der Rückkehr ans Festland und der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes ist Chopin auf die moralische Stütze und Pflege durch seine Geliebte angewiesen. George empfindet die Belastung als Herausforderung und sozialreligiöse Opfergabe. Heinrich Heine bezeichnet diese Charaktereigenschaft Sands als „verrückte Leidenschaft“ (Maurois. S.278). Anfang der 40ziger Jahre liebt George den Starkomponisten wohl nicht mehr, will aber weiter für sein Werk leben.
1844 verliebt sich die 16jährige Tochter Solange in den Meister und dieser erwidert ihre Zuneigung mit väterlichen Gefühlen und versteht sich als Beschützer des intriganten Teenagers. Solange versteht es dabei meisterhaft, die beiden Erfolgsmenschen gegeneinander auszuspielen. Trotz aller Widrigkeiten schafft es die überaus gut organisierte George gerade in dieser Zeit ihren Doppelroman „Consuelo“, der als ihr Hauptwerk angesehen wird, zu vollenden. Zudem nimmt sie auch noch das Kind einer entfernten Verwandten in Pflege, was der eifersüchtigen Solange überhaupt nicht passt. Sie verbreitet Lügen über Mutter George und Pflegetochter Augustine. Der alltagsuntaugliche Chopin ergreift völlig zu Unrecht stets die Position der Tochter, ist der Streitigkeiten aber bald überdrüssig und verlässt 1846 Nohant, ohne je wiederzukehren. Solange heiratet 1847 einen leichtsinnigen und jähzornigen Bildhauer, obwohl sie zuvor einem vielleicht etwas langweiligen Aristokraten die Ehe versprochen hatte. George bezeichnet die Beiden als „teuflisches Paar“ (Maurois, S. 314). Die Ehe besteht 3 Jahre und George ist mit Solange einigermaßen ausgesöhnt, da sie ihr 3 geliebte Enkel einbringt. 1851 übernimmt sie die von ihr über alles geliebte Enkelin Nini zur Pflege. Als diese aber mit 4 Jahren stirbt, fällt George in eine lang anhaltende tiefe Depression. Auch hier wird eine Charaktereigenschaft George Sand deutlich, sie vermochte Liebe zu geben oder zumindest überzeugend vorzutäuschen und das ist wohl auch eine Erklärung für die so häufig selbst empfangene Liebe.
In den fünfziger Jahren setzt sich die Erfolgsautorin immer stärker für die Rechte der Frauen ein, hebt dabei aber auch die „Pflicht der Mutterschaft“ hervor. Ihr ist das gleichberechtigte Wirken in der Familie wichtiger als das politische Stimmrecht. Sie kämpft vor allem für das Recht auf Liebe, egal ob die Partner verheiratet sind oder nicht. Zudem ist sie eine Anhängerin eines christlich-sozialreformerischen Sozialismus.
Viele junge Reformer und Künstler halten sich längere Zeit in Nohant auf, feiern dort, spielen Marionettentheater und diskutieren über die Zukunft Frankreichs. Fast alle, obwohl z.T. 20 Jahr jünger als die Gastgeberin, verlieben sich in die Schlossherrin. Vor allem entsteht eine enge Beziehung zu dem fleißigen und liebenstrunkenen Manceau, der zunächst ihr Sekretär (1850) wird und dann zu ihrem Geliebten aufsteigt. Sie bleiben bis zu seinem Tod (1865) zusammen.
Ihr geliebter Sohn Maurice heiratet 1862 mit knapp 40 Jahren und macht George erneut zu einer begeisterten und aufopferungsvollen Großmutter. Maurice erste Tochter (1866) wird bezeichnenderweise Aurora genannt. Gustav Flaubert wird in den sechziger Jahren zu einem verständnisvollen Freund. Auch Turgenjew besucht sie häufig.
1876 stirbt diese bedeutende Frau. Tochter Solange überlebt die Mutter um 23 Jahre und wird damit genauso alt wie ihre Mutter. Sie war weit weniger talentiert als George, nutzt aber die 45 Jahre nach der Scheidung von Wüterich Clésinger, um das Zusammenleben mit zahllosen Geliebten auszukosten. Das Böse konnte sie allerdings nie ablegen und ob sie je glücklich war, wissen wir auch nicht.
Wolfgang Schwarz, Dezember 2015